Modeindustrie und Fast Fashion: Die größten Probleme, warum sie uns betreffen und wie du Teil der Lösung wirst

 

Herausforderungen entlang des gesamten Lebenszyklus

 

Jedes Jahr werden fast 100 Milliarden Kleidungsstücke produziert – bei rund 8,3 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Die Mode ist damit eine der verschwenderischsten und umweltschädlichsten Industrien überhaupt.
Sie verursacht rund 10 % aller weltweiten Treibhausgasemissionen, verschlingt enorme Mengen an Ressourcen und fordert einen hohen Preis für Umwelt und Menschenleben.

Schon beim Anbau der Rohstoffe beginnt die Problematik. Baumwolle benötigt Unmengen an Wasser, Energie und Chemikalien. Bei rund 60 % der Kleidung fängt die Geschichte aber gar nicht auf dem Feld an, sondern im Erdöl: Polyester, Nylon, Elasthan oder Acryl sind die meistgenutzten Materialien – und setzen bei jedem Waschgang Mikroplastik frei, das unsere Gewässer und Meereslebewesen belastet. Auch Tierhäute, Felle oder Federn stammen oft aus ausbeuterischen Praktiken, vor denen Tierschutzorganisationen seit Jahren warnen.

In der Herstellung gelangen durch Färbe- und Veredelungsprozesse Giftstoffe, Farbstoffe und Schwermetalle in Flüsse und Trinkwasserquellen. Verpackungen – vor allem Einweg-Plastikbeutel – verschärfen das Problem: Sie bestehen aus fossilen Rohstoffen, sind nicht biologisch abbaubar und landen meist auf Deponien oder in der Verbrennung.

Und am Ende eines viel zu kurzen Kleidungslebens? Jährlich entstehen über 92 Millionen Tonnen Textilmüll, bis 2030 werden es voraussichtlich 134 Millionen Tonnen sein (Ellen MacArthur Foundation). Ein Viertel der unverkauften oder „gespendeten“ Kleidung wird verbrannt, der Großteil landet in Ländern des globalen Südens – wo er lokale Märkte zerstört und Berge von Müll schafft, die sogar aus dem All sichtbar sind, wie in der Atacama-Wüste in Chile. Während Naturfasern immerhin verrotten können, zerfallen Synthetikfasern über Jahrhunderte in Mikroplastik und Schadstoffe.

 

Wichtig: Kleiderspenden sind oft gut gemeint, aber das Angebot übersteigt bei Weitem die Nachfrage. Ein Großteil wird exportiert – mit den oben genannten Folgen. Besser: direkt an Obdachlosenheime oder Kleiderkammern vor Ort spenden, an Freund:innen weitergeben oder online verkaufen.


Die unsichtbaren Hände der Produzent:innen

Das System der Ausbeutung lastet vor allem auf den Menschen in der Lieferkette. 2013 führte die Rana-Plaza-Katastrophe die grausame Realität vor Augen: Ein Fabrikgebäude in Bangladesch stürzte ein, mehr als 1.100 Arbeiter:innen starben.

Doch das war nur die Spitze des Eisbergs: Überstunden ohne Ende, Hungerlöhne, fehlender Arbeitsschutz, der Umgang mit giftigen Stoffen ohne Schutzkleidung, extreme Hitze in Fabrikhallen – die Liste der Missstände ist lang.

Besonders erschreckend: Laut ILO und UNICEF (2025) arbeiten weltweit rund 138 Millionen Kinder zwischen 5 und 17 Jahren unter Bedingungen, die ihre Gesundheit, Sicherheit oder moralische Entwicklung gefährden.


Wissen ist Macht

Trotz all dieser Fakten wächst die Nachfrage nach bewusster Mode. Auch wenn manche Marken Greenwashing betreiben – Stichwort „Green Collection“ –, gibt es echte Hoffnungsträger:innen. Immer mehr Konsument:innen, Aktivist:innen und Organisationen stellen das System infrage und fordern eine Modeindustrie, die:

  • Ökosysteme schützt

  • Menschenrechte respektiert

  • Handwerkskunst und Wissen bewahrt


Deine Rolle in der Veränderung

Die Wahrheit ist: Wir alle sind betroffen. Sei es durch die Giftstoffe in unserer Kleidung oder durch Umweltkatastrophen wie das Austrocknen des Aralsees durch Baumwollanbau. Die zerstörerischen Praktiken der Branche machen klar: Es braucht einen Systemwandel.

Das bedeutet: Zirkuläres Design statt Wegwerfmode. Kleidung, die von Anfang an mit Verantwortung entworfen wird – vom Rohstoff bis zum Lebensende des Produkts.

Verantwortung ist dabei ein gemeinsamer Auftrag: Politik, Industrie und Konsument:innen. Denn auch unser Verhalten hat Gewicht: Ein Kleidungsstück wird im Schnitt nur 7–10 Mal getragen, bevor es entsorgt wird. Gleichzeitig kaufen wir 60 % mehr Kleidung als noch vor 15 Jahren – und tragen sie nur halb so lange (UNEP).

Es ist Zeit, dass wir unser Konsumverhalten überdenken und bewusster einkaufen. Jede:r informierte Konsument:in stärkt die Stimmen von nachhaltigen Labels und fordert Transparenz ein. Nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der Mode wieder das wird, was sie eigentlich sein sollte: eine Ausdrucksform, die Mensch und Natur respektiert.

 

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